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Zukunft des Gemeinschaftstheaters ist bis 2030 gesichert

Veröffentlicht am: 16.06.2023

(vl) Oberbürgermeister Stadt Mönchengladbach Felix Heinrichs, Generalintendant Michael Grosse, Geschäftsführer Frank Baumann und Oberbürgermeister Stadt Krefeld, Frank Meyer. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann
vl) Oberbürgermeister Stadt Mönchengladbach Felix Heinrichs, Generalintendant Michael Grosse, Geschäftsführer Frank Baumann und Oberbürgermeister Stadt Krefeld, Frank Meyer.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, D. Jochmann

Theater mit Zukunft

Die Zukunft des Theaters Krefeld und Mönchengladbach ist bis ins Jahr 2030 gesichert. Die beiden Städte als Gesellschafter der Theater gGmbH einigten sich auf eine Fortschreibung des Konzepts „Theater mit Zukunft", das somit ab 2025 in die vierte Auflage geht. In beiden Städten haben auch die zuständigen politischen Gremien dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt. Seit 2010 wird durch „Theater mit Zukunft" die finanzielle Struktur des Gemeinschaftstheaters auf jeweils fünf Jahre festgelegt, um beiden Seiten Planungssicherheit zu geben. „Es gibt nicht viele kommunale Theater in Deutschland, bei denen der Bestand so langfristig gesichert wird. Das ist gut für das Publikum, aber auch für die mehr als 500 Beschäftigten", sagt Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer. „Es zeigt auch, welch großen Rückhalt das Theater in unserer Stadtgesellschaft genießt. Wenn hier etwas Wichtiges passiert, zum Beispiel aktuell das Krefelder Stadtjubiläum, ist das Theater auch abseits des eigenen Spielplans immer aktiv dabei."

Älteste "Theater-Ehe" Deutschlands

Mit dem einhelligen Bekenntnis zur Zukunft des Theaters wird bei Frank Meyer und seinem Mönchengladbacher Amtskollegen Felix Heinrichs gleichwohl deutlich, was für ein Kraftakt das Paket für beide Städte bedeutet. Die Zahlungen der Stadt Krefeld an das Theater erhöhen sich zum Geschäftsjahr 2025/2026 um 2,8 Millionen Euro auf 17,9 Millionen Euro pro Jahr. Auch Mönchengladbach zahlt jährlich rund 2,8 Millionen Euro mehr. „Trotzdem hat niemand diskutiert, wie man im Theater möglichst viel Geld einsparen kann. Es ging eher um die Frage, wie wir das im Haushalt gemeinsam hinkriegen", sagt Felix Heinrichs. Die Grundidee sei eine „substanzerhaltende Perspektive" für das Haus gewesen. „Das gemeinsame Ziel ist: Unser Theater soll erfolgreich 75, 80 Jahre und noch älter werden", betont Felix Heinrichs. Da die Gründung der ältesten „Theater-Ehe" Deutschlands auf den 19. April 1950 datiert ist, lässt der 75. Geburtstag nicht mehr lange auf sich warten. „Erst Kronjuwelenhochzeit, dann Eichenhochzeit", freut sich Frank Meyer.

Land in der Pflicht

Die nun eingeplanten Kostensteigerungen haben vor allem mit Tarif- und Gagenerhöhungen sowie den steigenden Preisen für Energie und Material zu tun. „Es geht nicht darum, dass sich das Theater goldene Wasserhähne wünscht", sagt Frank Meyer. Tatsächlich sei das fusionierte Theater für beide Städte eine vergleichsweise günstige Lösung. „Alleine könnten wir uns so ein Haus mit drei Sparten, Orchester und dieser künstlerischen Qualität nicht leisten", betont der Krefelder Oberbürgermeister. Mit seinem Amtskollegen Felix Heinrichs nimmt er auch explizit das Land in die Pflicht: Die Landesregierung müsse erkennen, dass die kommunalen Theater stärker unterstützt werden müssen, um sie zu erhalten.

Effizient sein und Breite des Angebotes erhalten

Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Verhandlungen zu „Theater mit Zukunft IV" durchweg fair und konstruktiv verlaufen sind. „Dieses Paket ist ein unglaubliches kommunales Statement, und gleichzeitig muss man sagen: Wir haben eine große Anstrengung vor uns", erklärt Generalintendant Michael Grosse. Die Corona-Pandemie habe „ganz viel kaputt gemacht", das nun mühsam aufgeholt werden müsse. Um die eigenen Einnahmen zu steigern, hat sich das Theater ab 2025 eine Auslastung von 75 Prozent in den Wirtschaftsplan geschrieben, der Umsatz soll sich bis 2030 nahezu verdoppeln. „Wir müssen effizient sein und gleichzeitig die Breite unseres Angebots erhalten", betont Theater-Geschäftsführer Frank Baumann.

Höchsten künstlerischen Anspruch

Die Wurzeln des Konzepts „Theater mit Zukunft" gehen genau 15 Jahre zurück. 2008 hatte die Unternehmensberatung Actori den Auftrag erhalten, für die damaligen Vereinigten Städtischen Bühnen Optimierungspotenziale zu ermitteln und Zukunftsszenarien zu entwickeln. Im Gutachten stellte Actori fest, dass die traditionelle „Theater-Ehe" den Städten massive finanzielle Vorteile bringt: So lagen die Zuschüsse pro Stadt zum damaligen Zeitpunkt um mehr als ein Drittel niedriger als die durchschnittlichen Zuschüsse anderer Städte, die ein eigenes Theater betreiben - zumal mit drei Sparten und Orchester. Aus den Erkenntnissen des Gutachtens wurde das Konzept „Theater mit Zukunft" entwickelt, das ab Ende 2010 in der neu gegründeten gemeinnützigen Theater-GmbH umgesetzt wurde. Im Gesellschaftervertrag bekannten sich beide Städte zum Fortbestand eines Theaters, das „höchsten künstlerischen Ansprüchen" gerecht werden sollte.

Menschen begeistern

Aktuell befindet sich das Haus im Zeitraum von „Theater mit Zukunft III", das von 2020 bis 2025 greift. Die Notwendigkeit, schon jetzt eine vierte Auflage des Konzepts zu erarbeiten, ergibt sich aus dem Theatervertrag: Dort ist festgelegt, dass frühzeitig eine verbindliche Vereinbarung für künftige Spielzeiten getroffen werden muss - so kann das Theater die Dispositionen und Planungen vornehmen. Das Engagement der Städte bildet die Grundvoraussetzung für den weiteren Weg, doch auch das Publikum ist gefragt. „Wir müssen die Menschen dafür begeistern, ins Theater zu gehen", sagt Felix Heinrichs. „Es gibt diesen Ort der Kultur und Bildung: Geht dahin, guckt euch dieses tolle Programm an!"