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Zur freundlichen Erinnerung: Poesiealbum einer Marienschülerin
Veröffentlicht am: 02.10.2023
Die Marienschule und die Namen der Klasse 1 aus dem Jahr 1922. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Gepflogenheit zum Ende der Schulzeit
Die Ausstellung „Eine Stadt für jede Lebensphase" in der St.-Josef-Kirche an der Südstraße ist wie ein Spiegel, in den man schaut: Die Besucher des „Visions- und Geschichtsraums" finden dort zahlreiche Ansätze, sich an die eigene Kindheit und Jugend, die Schul- und Ausbildungszeit in Krefeld zu erinnern, aber auch ans Feiern, Sport und Brauchtum. Eine schöne, kleine Erinnerung an die Schulzeit in den 1920er-Jahren ist das Poesie-Buch einer Elisabeth, oft auch Lisbeth genannt. Es kam als private Leihgabe von ihrer Tochter in die aktuelle Ausstellung und liegt im Bereich Schule zum Lesen aus. Es ist ein schönes Beispiel für eine damalige Gepflogenheit zum Ende der Schulzeit.
Eine engere Bindung
Frühe Formen des Poesiealbums kamen bereits im 16. Jahrhundert auf, die von Studenten und Adligen geführt wurden. Sie sollten auch den gesellschaftlichen Status dokumentieren. Im 19. Jahrhundert wurde das Poesiealbum in der Bevölkerung immer beliebter und wandelte sich zu Freundschaftsbüchern mit Gedichten, Lebensweisheiten, Zitaten und Sprüchen. Im 20. Jahrhundert war es dann besonders bei Jugendlichen und Kindern beliebt. In dieser Zeit entstand auch das Büchlein von Lisbeth. Sie besuchte die Marienschule an der Hubertusstraße. Die Einträge stammen aus der Zeit von 1922 bis 1926 und sind „zur freundlichen Erinnerung" der „lieben Lisbeth" gewidmet. Sie und die anderen Schreiber besuchten 1922 die Marienschule, I. Klasse, also die „Prima", die Abschlussklasse. Manche Texte zitieren die großen Dichter Goethe und Schiller, andere mögen aus der eigenen Feder entsprungen sein. Zwischen den beschriebenen Seiten finden sich leere Blätter, die wohl für Mitschüler gedacht waren. Eine Übersicht aller Schüler der Klasse I. zeigt, dass es waren als Einträge in dem Büchlein vorhanden sind. Eine chronologische Reihenfolge liegt hier nicht vor, da das Album mit den Texten von zwei Schülern namens Stoffels 1926 beginnt. „Wem Gott ein treues Herze gab, der soll das wohl bewahren", so lauten die ersten Zeilen des letzten Eintrages. Diese verfasste „Zur freundlichen Erinnerung an deinen Freund Joseph" im Mai 1922. Zu einigen Mitschülern bestand wohl eine engere Bindung, wie zu (Maria T(F)erkeggen), die von den „frohen Jahre in der Marienschule" schreibt und Tony Peschken: „Der lieben Lisbeth zum frohen Gedenken an unsere Schulzeit" sowie eine weitere Mitschülerin „Zum frohen Gedenken an Deine Kiki". Auch ein Studienassessor Bruno Mertens hat sich in dem Album verewigt. Und Luzie Schürmann(s) zeichnete eine Szene mit einem Haus an einem See umgebend von Wiesen, Hügeln und Wäldern im Mondschein.
Eintritt in die Ausstellung ist kostenfrei
Die Ausstellung „Eine Stadt für jede Lebensphase" in der St.-Josef-Kirche werden Perspektiven, Eindrücke und Biographien von Krefeldern vorgestellt. Sie laden ein, sich mit der eigenen Biographie in der Samt- und Seidenstadt zu beschäftigen. In der Ausstellung anlässlich des Jubiläums „650 Jahre Krefeld" sind die Besucher eben nicht nur Betrachter, sondern auch Teilnehmende und Mitgestalter. Eine Krefeld-Bibliothek eines Linner Antiquariats lädt zudem ein, sich in die Historie einzulesen. Einige Bücher können auch erworben werden. Der Eintritt in die Ausstellung ist kostenfrei. Geöffnet ist Ausstellung von Dienstag bis Freitag, jeweils von 12 bis 18 Uhr sowie am Wochenende jeweils von 12 bis 16 Uhr. Die Ausstellung endet am Sonntag, 8. Oktober. Weitere Informationen stehen unter www.krefeld650.de.