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Zwei Jahre Ukraine-Hilfe: „Krefeld hat seinen Teil beigetragen“

Veröffentlicht am: 28.02.2024

Symbolbild Ukraine Krieg Grafik: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Symbolbild Ukraine Krieg
Grafik: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Mit dem 24. Februar 2022 hat sich das Leben für alle Ukrainerinnen und Ukrainer tiefgreifend verändert. Millionen Menschen suchten in den vergangenen zwei Jahren Schutz vor dem russischen Angriffskrieg, besonders auch in Deutschland. „Es war für ganz Europa ein Schock, dass mehr als 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ein brutaler Angriff auf ein friedliches Nachbarland erfolgte", sagt Oberbürgermeister Frank Meyer. „Solidarität war die einzig mögliche Antwort darauf. Ich bin froh, dass Krefeld seinen Teil dazu beigetragen hat und bis heute beiträgt - nicht nur durch die Versorgung und Unterbringung von Kriegsflüchtlingen, sondern auch durch direkte partnerschaftliche Kontakte in die Ukraine." Seit Herbst 2023 baut Krefeld gemeinsam mit seiner niederländischen Partnerstadt Venlo eine Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Kropyvnytskyi auf.

Schätzung zufolge leben aktuell rund 3.500 Menschen aus der Ukraine in Krefeld

In Krefeld sind seit Kriegsausbruch bis heute insgesamt 4.610 ukrainische Geflüchtete angekommen, davon sind knapp 200 Menschen aus anderen deutschen Städten zugezogen. Waren es vor einem Jahr 3.639 Menschen, sind im Laufe des zweiten Kriegsjahres fast 1.000 Menschen hinzugekommen. Schätzungen zufolge leben derzeit rund 3.500 Menschen aus der Ukraine in Krefeld. In den ersten zwölf Monaten nach Kriegsbeginn stand vor allem die schnelle Aufnahme und Versorgung im Fokus. Unterdessen hat sich der Zuzug zwar reduziert. Die Integration und Unterstützung für die Ukrainerinnen und Ukrainer bleibt für die Stadtverwaltung eine zentrale Aufgabe - ob bei der Wohnungsvermittlung, Sprachkursen oder der freundschaftlichen Verbindung zu Kropyvnytskyi.

„Noch immer ist es tief beeindruckend, was das gemeinsame Engagement von Stadtverwaltung, Wohlfahrtsverbänden und den vielen Krefelder Freiwilligen in den vergangenen zwei Jahren bewirkt hat", sagt Stadtdirektor Markus Schön. „Krefeld hat sich seit dem russischen Überfall auf die Ukraine untergehakt, um den geflüchteten Menschen eine beispiellose Unterstützung entgegenzubringen." Unmittelbar nach Kriegsbeginn hatte Markus Schön, in dessen Geschäftsbereich auch der Fachbereich Migration und Integration fällt, einen Koordinierungskreis initiiert. Alle relevanten Bereiche - städtisch wie nicht-städtisch - vernetzen sich hier, um Themen rund um die Aufnahme, Versorgung und Verteilung der ukrainischen Geflüchteten zu besprechen. Der Koordinierungskreis besteht noch immer. Einmal in der Woche tagt er, damit alle Vertreter auf den aktuellen Stand gebracht werden. Nur deutlich ruhiger ist es indes geworden. In der Zeit unmittelbar nach dem russischen Überfall kamen bis zu 100 Menschen täglich in Krefeld an. Aktuell sind es häufig wenige Personen pro Woche.

Zusammenspiel zwischen Stadt und Wohlfahrtsverbänden

„Die Prozesse rund um die Aufnahme und Versorgung der Ukrainerinnen und Ukrainer sind heute gut eingespielt", sagt Andreas Pamp, Leiter des Fachbereichs Migration und Integration. Er hebt besonders die enge Kooperation mit Verbänden wie Caritas, Diakonie, Maltestern, dem Deutschen Roten Kreuz und vielen mehr hervor. „Nur durch das Zusammenspiel zwischen städtischer Seite und den Wohlfahrtsverbänden konnten wir viele Herausforderungen stemmen", sagt Pamp. Ein Beispiel dafür ist die Wohnungsvermittlung, die Stadt und Diakonie (2022 noch zusammen mit der Caritas) gemeinsam koordinieren. Diese Initiative hat dazu geführt, dass der größte Teil der ukrainischen Menschen heute in privaten Unterkünften lebt. Über 550 Geflüchtete von den Notunterkünften konnten in eigene Wohnungen vermittelt werden. „Auch das", konstatiert Andreas Pamp, „ist eine Erfolgsgeschichte.

Die Erinnerungen an die ersten Tage und Wochen nach dem Krieg sind ihm noch immer sehr präsent: „Durch den großen Zuzug von Menschen aus der Ukraine in der Zeit nach Kriegsbeginn stieg der Bearbeitungsaufwand erheblich an. Innerhalb unseres Fachbereichs mussten wir damals unvermittelt alle Kräfte bündeln." In der gesamten Stadtverwaltung verknüpften sich damals alle beteiligten Fachbereiche. Die bereits geplante Verlagerung der Sachgebiete „Wirtschaftliche Hilfen" und „Unterbringung Geflüchteter" vom Rathaus in das Gebäude des Fachbereichs Migration und Integration am Hauptbahnhof wurden infolge des Kriegs beschleunigt. Der Synergieeffekt zahlte sich aus: Alle relevanten Leistungen für ukrainische Geflüchtete konnten zentralisiert im Umfeld des Hauptbahnhofs angeboten werden. Vom Welcome Point in der Bahnhofseingangshalle, über die Servicestelle zur Antragsannahme im Hansa-Haus bis hin zu den beiden Standorten des Fachbereichs, ebenfalls in unmittelbarer Bahnhofsnähe. Von hier aus wurden alle ausländerrechtlichen Angelegenheiten, die wirtschaftlichen Leistungen ebenso wie die Unterbringung und die vielen Beratungsangebote der Abteilung Integration koordiniert.

Volkshochschule organisiert Sprach- und Integrationskurse

Auch an anderer städtischer Stelle wirkte sich der russische Angriffskrieg spürbar aus, zum Beispiel an der Volkshochschule (VHS) Krefeld. Sie organisiert als Trägerin einen Großteil der Sprach- und Integrationskurse, die vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gesteuert und gefördert werden. „Vor dem Kriegsbeginn waren das etwa 25 Integrationskurse. Heute stehen wir bei 48 Kursen", erzählt Michael Schreiber, stellvertretender VHS-Leiter und hier verantwortlich für den Bereich Integration. „Wir mussten binnen kürzester Zeit ein immenses Angebot etablieren, das bis heute in Anspruch genommen wird." Er schätzt, dass bis heute knapp 1.300 ukrainische Geflüchtete an den Kursen der Volkshochschule teilnahmen oder -nehmen. Je nach Kursart bedeutet das 700 bis 1.300 Unterrichtsstunden. Bis zu viermal pro Woche lernen die Menschen in mehrstündigen Einheiten nicht nur die Sprache, sondern auch kulturelle Gepflogenheiten kennen. In Krefeld gibt es fünf weitere Träger für die stadtweit insgesamt 80 Integrationskurse, die zwischen einem und zwei Jahren dauern und jeweils mit einer Sprachprüfung abschließen. „Die erste Säule auf dem Weg der Integration ist der Spracherwerb", hebt Michael Schreiber die Bedeutung der Integrationskurse hervor. An der VHS gibt es Grundlagen-Sprachkurse, aber auch berufsspezifische. Ohnehin stehe man sehr eng im Austausch mit dem Jobcenter, so Schreiber. Ein prioritäres Ziel der Kurse sei auch, dass sich die Menschen sprachlich auf das Berufsleben vorbereiten.

Die Unterstützung und Hilfe der Stadtverwaltung begrenzt sich nicht nur auf die ukrainischen Menschen in Krefeld. Seit dem vergangenen Jahr hat die Stadt eine besondere Beziehung zu Kropyvnytskyi, das rund 300 Kilometer südlich von Kiew liegt und - vor dem Krieg - fast genauso viele Einwohner wie Krefeld hatte. Hier ist der Krieg bedrückender, gefährlicher Alltag. Zusammen mit seiner Partnerstadt Venlo hat Krefeld einen Partnerschafts- und Kooperationsvertrag mit Kropyvnytskyi unterzeichnet, woraus seinerzeit eine echte Städtepartnerschaft entstehen soll. Beim Festakt im Historischen Ratssaal im September 2023 waren neben Oberbürgermeister Frank Meyer und Venlos Bürgermeister Antoin Scholten auch drei Vertreter aus Kropyvnytskyi sowie mit Iryna Shum die Generalkonsulin der Ukraine dabei. Auch ganz konkrete Hilfen aus Krefeld liefen im vergangenen Jahr bereits an. Damit an einem Gymnasium in Kropyvnytskyi bestmöglich Deutsch gelernt werden kann, hat die Stadt zehn Laptops gespendet. Und beim Festkonzert am Tag der Deutschen Einheit im Seidenweberhaus kamen 5.000 Euro Spendengelder für die ukrainische Stadt zusammen. Die Botschaft der Städtekooperation ist eindeutig und sinnbildlich für das Gesamtengagement: Krefeld steht fest an der Seite aller Ukrainerinnen und Ukrainer.