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Dokumentation der Bildungskonferenz 2022

Von Daten zu Taten - Die Bildungslandschaft Krefeld zukunftsfähig und gerecht gestalten

Gemienschaftsbild Referenten-Veranstalter

Unter dem Motto "Von Daten zu Taten - die Bildungslandschaft Krefeld zukunftsfähig und gerecht gestalten" fand am 9. November 2022 die Krefelder Bildungskonferenz statt. Auf Einladung des Regionalen Bildungsbüros kamen mehr als 160 Akteure der Bildungsregion zusammen und identifizierten Handlungsbedarfe entlang der Bildungskette für Krefeld.

Neben fachlichen Inputs und Workshops rund um die Krefelder Bildungslandschaft wurde der erste Krefelder Bildungsbericht der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Dieser ist das Ergebnis der bisher umfassendsten Analyse der Krefelder Bildungslandschaft. Unter Beachtung verschiedenster Bildungsinstitutionen und -einrichtungen sowie entlang der Bildungsbiografie zeigt er die Vielfalt der Krefelder Bildungslandschaft auf. Dabei verdeutlicht der Bericht aktuelle bildungspolitische Herausforderungen. Somit schaffte er in der Bildungskonferenz die Grundlage für die Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen an Politik, Verwaltung und Bildungsakteur:innen.

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Begrüßung: Oberbürgermeister Frank Meyer

Oberbürgermeister Frank Meyer

Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer begrüßte die etwa 160 Anwesenden zum Auftakt der Konferenz. Er führte aus, dass Bildung ein wichtiger Schwerpunkt der Stadtentwicklung sei. Somit berge der Bildungsbericht einen wertvollen Schatz an Daten und Fakten. Er sei die Grundlage für die zukunftsorientierte Arbeit in den Gremien und aller Akteure. „Die Ergebnisse des Bildungsberichts stehen am Anfang eines Prozesses, der mit der Bildungskonferenz in den praktischen Alltag überführt und uns noch lange begleiten wird", folgerte er.

Auch mit Bezug auf seine eigenen Lebenserfahrungen hob er die Bedeutung von Begleiter:innen und Unterstützer:innen für den Bildungs- und Lebenserfolg von Menschen jeder Altersgruppe hervor. Bildungsgerechtigkeit heiße, so früh und so zielgerichtet wie möglich Menschen - egal welcher sozialer, ethnischer oder sprachlicher Herkunft - die Teilhabe an Bildungsangeboten entlang der Bildungskette zu ermöglichen. „Wir müssen Kinder aus benachteiligten Familien so früh und so zielgerichtet wie möglich fördern, damit sie auf ihrem späteren Bildungsweg bessere Chancen haben", so der Oberbürgermeister.

Als eine wichtige Bedingung dafür benannte er die Kommunikation und Netzwerkarbeit aller Beteiligten. Deshalb müsse auch über die kommunalen Grenzen hinaus mit Land und Bund zusammengearbeitet werden.

Auf den weiteren Verlauf der Veranstaltung blickend, wünschte er den Teilnehmer:innen - gerade in Bezug auf die Arbeit in den Workshops entlang der Bildungskette - einen ergebnisreichen Austausch, der Impulse für die Zukunft setze.

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Vortrag: "Schritte in die Bildungskommune der Zukunft" Prof. Dr. Jörg Fischer

Prof. Dr. Jörg Fischer

Unter dem Titel „Schritte in die Bildungskommune der Zukunft - erfolgreich netzwerken im kommunalen Alltag" hielt Professor Dr. Jörg Fischer, Leiter des Instituts für kommunale Planung und Entwicklung der Fachhochschule Erfurt, die Keynote zum Netzwerken in der Bildungsarbeit. Das Bildungssystem sei Teil einer ungleicher werdenden Gesellschaft, in der Schule ein Mindestmaß an Chancengleichheit gewährleisten und Kompetenzen vermitteln solle, aber zugleich auch eine selektierende Funktion habe. „Was ist nun das Ziel von Schule? Homogenisierung, Heterogenisierung? Wie gehen wir damit um?", fragte Professor Fischer.

Link zur Präsentation von Professor Dr. Jörg Fischer

Gerechtigkeit und Gleichheit im Kontext von Bildung

Bildung schaffe es nicht alleine, Gerechtigkeit als Symbiose aus Freiheit und Gleichheit herzu-stellen. Somit sei Bildung „(...) einerseits Teil der Rettung, aber andererseits ist Bildung auch ein Teil des Problems", so Professor Fischer. Denn Bildung finde im Rahmen eines vorgegebenen Gerechtigkeitsverständnisses statt. Es gebe verschiedene Verständnisse von Gerechtigkeit, die allesamt mit einigen Programmen untersetzt seien und praktische Anwendung fänden. So bilde die Chancengerechtigkeit - basierend darauf, dass jedes Kind unabhängig von Herkunft, Geschlecht, kultureller und ethnischer Zugehörigkeit sowie sozialem Background optimale Entwicklungsmöglichkeiten habe und Potenziale entfalten könne - lediglich ein Minimum von dem ab, was wir unter Gerechtigkeit verständen. „Diese Idee von Chancengerechtigkeit ist meinem Verständnis nach in höchstem Maße ungerecht", sagte Professor Fischer und nannte Beispiele für Diskriminierungen, die diesem Gerechtigkeitsgedanken widersprächen: „Kinder werden sehr früh eingeteilt nach der Frage, aus welchem Wohngebiet sie kommen. - Auf welcher Seite der Straße sind sie aufgewachsen?" Es gebe kein anderes Land der Welt, in dem die soziale Herkunft so stark über den Bildungserfolg entscheide, so sein Fazit.

Der Begriff „Chancengleichheit" berücksichtige zwar die Idee der Benachteiligten-Förderung. „Das Problem ist, dass mit dieser Idee (...) sich nicht das Bildungsvolumen erhöht. Es gibt einen höheren Wettbewerb um knappe Plätze und Ressourcen." Am Beispiel des Anteils von Arbeiterkindern an den Studierenden erläutert er, dass diese weiterhin unterproportional an deutschen Hochschulen vertreten seien, so eine Studie des Studierendenwerks.

„Die dritte Idee von Gerechtigkeit sei die Teilhabegerechtigkeit. „Bildung ist für alle da und soll alle Willigen befähigen, sich bestmöglich zu entfalten. Das heißt, jede Gesellschaft definiert ein Minimum dessen, was einem Menschen als Ressourcen zur Verfügung gestellt werden soll und die Frage ist auch: Was definieren wir als Ziel, wozu wir einen Menschen befähigen wollen?"

Die Konsequenz sei, dass alle jungen Menschen gleichermaßen mit einem ihren Neigungen entsprechenden Bildungsabschluss versehen würden. Die Höhe des Bildungsabschlusses müsse gesellschaftlich definiert werden.

Divergentes löst lineares Denken ab

Professor Fischer warf schließlich die Frage auf, welcher dieser Ideen von Gerechtigkeit man in Krefeld folgen und was man erreichen wolle. Bildung im digitalen Zeitalter sei immer weniger linear als vielmehr auf netzwerkbasiert ausgerichtet. Besonders jüngere Generationen entwickelten sich „hin zu einer Realität, die weggeht von der virtuellen Realität zu einer realen Virtualität." Für Jugendliche sei die Akzeptanz in der virtuellen Welt, z.B. mit einem gelikten Tanzvideo, von größter Bedeutung. Es bedeute, Teil einer Gruppe zu sein, eines Netzwerkes.

Divergentes Denken - sich offen, unsystematisch und experimentierfreudig mit einem Thema zu beschäftigen - löse das lineare Denken ab. „Diese Idee von Bildung - kritisches Denken, Kommunikation, Kollaboration und Kreativität - das sind die Kernkompetenzen von Bildung der Zukunft", fasste Professor Fischer zusammen.

In der Netzwerkgesellschaft der Zukunft löse der Homo dictyos, der Mensch als Teil eines vernunftbasierten und sozialen Netzwerks, den Homo oeconomicus ab. Nach diesem Menschenbild handele der Mensch nicht nur nach an Eigeninteressen orientierten Prinzipien. Vielmehr richteten sich unsere Wünsche nach dem, was auch für die Menschen in unserem Netzwerk von Bedeutung ist.

Mit einem Exkurs über versäulte Systeme (vergleiche Folie 10), die er als „Ausgangslage vor dem Netzwerk" bezeichnete, erläuterte Professor Fischer die Vorteile des Netzwerkens. Funktions- und Hierarchie-Barrieren führten in versäulten Strukturen zu „operativen Inseln, die mit einem hohen Informationsverlust verbunden" seien, weil „der Übergang zwischen den verschiedenen Netzwerkbeteiligten" fehle.

Netzwerken in der Praxis

Für die Praxis hatte der Experte noch einige Hinweise: „Ein Netzwerk muss die Antwort sein auf ein Problem, das bereits da ist. (...) Netzwerken ist keine Antwort auf ein Problem, das zusätzlich hinzukommt." In diesem Zusammenhang wies Fischer auf die Aufgaben organisierter Netzwerke hin. Es gebe Informations-, Lobby-, Dienstleistungs-, Innovations- und Beteiligungsnetzwerke. „Wichtig ist, dass Sie sich bei der Netzwerkbildung auf einen dieser fünf Netzwerktypen einigen." Dabei liege die inhaltliche Verantwortung nicht bei der Koordinierungsstelle, die man bestimmen müsse. Ebenso müsse man auch mit Problemen in der Netzwerkarbeit rechnen, die jedoch durch flankierende Maßnahmen aufgefangen werden könnten, wie z.B. die Formulierung gemeinsamer Ziele und Leitbilder. All das gelinge mit engagierten Menschen mit kognitiver und emotionaler Intelligenz.

Professor Dr. Fischers wies am Ende seines Vortrages deutlich auf die Situation von Kindern in der gegenwärtigen Bildungssituation hin. Mit Blick auf die etablierten Schuleingangsuntersuchungen, in denen die Schulfähigkeit eines Kindes überprüft wird, fragte Fischer kritisch-plakativ: „Warum kriegen wir es nicht hin, dass diese medizinischen Untersuchungen dazu dienen zu überlegen, ob unsere Schulen kindfähig sind?" Und im Hinblick auf sein Plädoyer für Netzwerkarbeit ermutigte er abschließend: „Netzwerken heißt, etwas auszuprobieren, was vorher so noch nicht gemacht wurde. Netzwerke sind dafür da, in etwas hineinzuspringen, was vorher noch nicht funktioniert hat."

* Die Zitate sind Bestandteile einer während des Vortrags entstandenen Transkription. Sie wur-den zur besseren Lesbarkeit zum Teil leicht verändert bzw. verkürzt. Diese Bearbeitungen verändern weder Sinn noch Inhalt der von Professor Dr. Fischer im Vortrag getroffenen Aussagen.

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Schlaglicher: Der erste Krefelder Bildungsbericht

Katrin Weisker Susanne Döhnert

Katrin Weisker, Abteilungsleiterin des Pädagogischen Dienstes, und Susanne Döhnert vom Bildungsmonitoring der Stadt Krefeld präsentierten Schlaglichter aus dem ersten Krefelder Bildungsbericht.

Hier finden Sie den Bildungsbericht in Gänze sowie in der Vortragsfassung anlässlich der Bildungskonferenz.

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Workshops entlang der Bildungskette

Die Erkenntnisse aus dem Bildungsbericht waren Ausgangslage für die Arbeit der sechs Workshops entlang der Bildungskette, die sich am Nachmittag anschloss. Die Teilnehmenden der Bildungskonferenz bereicherten mit ihrer Expertise und ihren Ideen die Diskussion um die Frage: „Was kann ich in meiner Institution / mit meiner Arbeit tun, um die Datenlage hinsichtlich Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe zu verbessern?"

Eindrücke von der Arbeit der Workshops und ihrer Ergebnisse erhalten Sie auf der nachfolgenden Seite.....

Workshops

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Podiumsgespräch zu den Anregungen aus den Workshops

Gute Ideen brauchen Unterstützerinnen und Unterstützer.

Podium Teilnehmende

Deshalb stellten sich für ein Podiumsgespräch (von links nach rechts)

  • Stadtdirektor Markus Schön
  • Daniela Perner, IHK Niederrhein
  • Alessandro Borth, Jugendbeirat
  • Schulamtsdirektorin Marita Koblenz-Lüschow
  • Regionalkoordinator Dominik Feyen, Bezirksregierung Düsseldorf
  • Jürgen Maas, Fachbereichsleiter Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst

zur Verfügung.

Die Ideen aus den Workshops fanden deren Zuspruch. „Der Handlungsbedarf ist im Innenstadtbereich und im Südbezirk am größten", kommentierte beispielsweise Stadtdirektor Markus Schön vor dem Hintergrund des Bildungsberichtes die aktuelle Ausgangslage. Man wolle bei der Stärkung von sozialen Strukturen sowie Bildungsinfrastrukturen und guter Ausstattung der Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kitas ansetzen, insbesondere in Quartieren mit sozialen Herausforderungen.

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Die Bildungslandschaft Krefeld zukunftsfähig und gerecht gestalten - Resümee & Ausblick

Zum Abschluss der Bildungskonferenz gab Bildungsbüroleiterin Manuela Demant einen Ausblick darauf, wie über den konkreten Konferenztag hinaus nachhaltige Wirkung erzielt werden soll.

Demnach werden die Tagungsergebnisse und die Handlungsvorschläge aus den Workshops durch das Bildungsbüro und den Regionalen Lenkungskreis ausgewertet und auf Realisierbarkeit geprüft. Hieraus soll dann ein Maßnahmenplan entwickelt werden, der die Leitlinien für die Arbeit im Regionalen Bildungsnetzwerk Krefeld für die nächsten 2 bis 3 Jahre beschreiben soll.

Diese Leitlinien sollen auch in den Ausschüssen für Schule und Weiterbildung sowie für Jugendhilfe vorgestellt und beraten werden.

Daneben ergibt sich aus dem dann startenden Prozess der Maßnahmenumsetzung die weitere Kooperation mit den Akteur:innen des Krefelder Bildungsnetzwerkes, um gemeinsam die Bildungslandschaft voranzubringen.

Frau Demant bedankte sich bei allen Anwesenden für ihr Engagement und ihre Mitarbeit.

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Impressionen von der Bildungskonferenz

Die Pausen ließen den Teilnehmer:innen der Bildungskonferenz 2022 Raum für Begegnung. Ob ein Wiedersehen, das Knüpfen neuer Kontakte oder ein vom Input angeregter Austausch unter Experten: Die Veranstaltung regte intensive Gespräche an und zeigte, dass es viele Netzwerke bereits gibt, die gepflegt, ausgebaut und durch weitere ergänzt werden wollen. Hier sprechen die Bilder für sich.

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Kontakt

Katrin Weisker

Telefon: 0 21 51 / 86-2530

E-Mail: katrin.weisker@krefeld.de

Zimmer C 114

Susanne Döhnert

Telefon: 0 21 51 / 86-2566

E-Mail: susanne.doehnert@krefeld.de

Zimmer C 108

Anschrift

Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst

Petersstr. 118 (C)

47798 Krefeld

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