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Die Stadt Krefeld steht in vielerlei Hinsicht für Vielfalt!
Unsere Stimmen der Vielfalt - Interviews zum Deutschen Diversity Tag 2024
In spannenden Interviews haben unsere Leiterin der Abteilung Integration Sengül Safarpour und unsere Integrationsbeauftragte Dr. Silvia Fiebig erzählt, wie wir das Thema als Arbeitgeberin mit Leben füllen. Dazu gab es einige Einblicke in ihre Arbeit und die Motivation im Bereich Vielfalt tätig zu sein. Sie erzählen, warum ihnen das Thema am Herzen liegt und wie die Stadt Krefeld aktiv Diversität und Integration lebt.
Interview mit Fr. Safarpour - Leiterin der Abteilung Integration
Welche Projekte und Initiativen gibt es bei der Stadt Krefeld, die Ihnen sehr am Herzen liegen und vor allem zur Förderung der Vielfalt dienen sollen?
Es gibt bei uns in der Abteilung ganz vielfältige Projekte, die die Integration auch zum Gelingen bringen. Projekte wie NRW weltoffen, Projekte wie Schule ohne Rassismus, Rucksack, Projekte wie Zuwanderung durch Südosteuropa, sind für mich ganz maßgebliche Projekte, wo wir ganz gezielt Familien, Kinder und Jugendliche erreichen, die eben nicht am normalen Regelsystem teilhaben können.
Durchaus auch Sport Projekte, die wir initiieren: An Schulen, mit Vereinen und in verschiedenen schulischen Lernorten. Das sind für mich ganz maßgebliche Projekte, die unter anderem ganz viel Teilhabe ermöglichen.
Wie können wir denn alle als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch jede Bürgerin, jeder Bürger, dazu beitragen, dass Vielfalt und Integration gefördert werden?
Ich denke, jeder von uns sollte den Menschen sehen, der uns begegnet mit seinen Potenzialen, mit seinen Stärken und seinen vielen Ressourcen, die diese mitbringen. Und ich glaube, es ist ganz besonders wichtig, dass wir nicht die Problematik sehen Migration und Integration, sondern wirklich den Menschen sehen, der viele Stärken und ganz viel Menschlichkeit hat. Dies ist vorrangig zu betrachten.
Und ich glaube, wenn man Freundschaften schließt, wenn man wirklich aneinander näherkommt, berührt es einen. Da ist das Herz mit drin und so kann man vieles auch besser verstehen. Das ist besonders wichtig, auch auf der Ebene der Stadtverwaltung, dass man sich die Menschen durch diese Brille anschaut. Aus verschiedenen Perspektiven und nicht nur einseitig betrachtet.
Was für Herausforderungen begegnen uns denn als Arbeitgeberin vor allem in diesem Zusammenhang?
Ich denke, dass wir unsere Fachkräfte gezielt schulen und briefen müssen, um diese kulturelle Vielfalt und dieses kulturelle Reichtum gut zu managen, gut zu empowern. Dabei genau hinzugucken, welche Möglichkeiten sich anbieten, um Teilhabe zu ermöglichen und Potentiale zu fördern und nutzen zu können. Ich glaube, es ist besonders wichtig, unsere Leute dann noch mal ganz gezielt in interkultureller Kompetenzen zu schulen. All das einfach viel mehr in den Vordergrund zu setzen, das ist sehr wichtig.
Was waren denn für Sie besondere Momente oder auch Erfolge in Zusammenhang mit dem Thema Vielfalt in Ihrer Arbeit?
Ja, besondere Momente sind für mich Menschen, denen wir hier auch mit Familien begegnet sind, im Rahmen von Beratungssettings, die wir empowert haben. Bis hin zu Praktikantinnen, die wir in der Abteilung eingesetzt haben. Sie waren als Praktikantinnen in unserem Team. So ergab sich die Möglichkeit, einige von Ihnen in der Stadtverwaltung zu übernehmen. Das ist Vielfalt und das bedeutet sichtbar machen und diese Menschen so weit zu stärken. Das ist für mich ein ganz besonderer, schöner Moment.
Welche Vision haben Sie denn für das Thema Vielfalt bei der Stadt Krefeld?
Meine Vision ist es, und einfach ist es sicher nicht, die Begegnungen und die Kommunikation, die Interaktion der Menschen in Krefeld auf Augenhöhe und den respektvollen Umgang so weit zu bringen, dass man sich einfach friedlich trifft. Ohne Vorurteile. Was fast utopisch ist, das ist mir schon klar. Aber es ist eine wunderschöne Vision, sich auf Augenhöhe zu begegnen und ein friedliches Miteinander zu schaffen ohne Vorurteile zu haben.
Nun abschließend einmal ganz kurz, gerne in ein bis zwei Sätzen: Wie gestalten Sie Krefeld liebens- und lebenswert?
Ich sage immer wir, denn ich bin nicht alleine sondern habe ein Team und gemeinsam gestalten wir in Krefeld die Angebote. Die Vernetzung und Verständigung der Akteure in der Integrationslandschaft, das ist auch gerade sehr wichtig. Denn Vielfalt ist Stärke. Vielfalt muss als Stärke gesehen werden, um gemeinsam ein starkes Krefeld zu ermöglichen. Und das ist für mich besonders wichtig, dass WIR zusammen diese Vielfalt, die wir hier in Krefeld haben, gut gestalten. Und da sind wir auf einem guten Weg.
Lieben Dank für den Einblick in Ihre Gedanken und Ihre Arbeit.
Interview mit Fr. Dr. Silvia Fiebig - Integrationsbeauftragte der Stadt Krefeld
Welche Projekte und Initiativen gibt es bei uns, der Stadt Krefeld, in Bezug auf Vielfalt und Integration?
Also in Bezug auf Integration muss ich wirklich sagen, wir haben unglaublich viele Programme, die in der Abteilung Integration laufen. Wir kümmern uns immer sehr intensiv darum Austausch und Begegnungsformate zu ermöglichen. Sei es durch themenbezogene Veranstaltungsabende, aber auch zu gucken, wie man ehrenamtliches Engagement, wie man die Bürger*innen, mit einbinden kann. Es gibt zum Beispiel ein Projekt für Kinder und da geht es dann um ehrenamtliche Paten, die Kinder durch gemeinsames Lesen oder Unternehmungen unterstützen. Smile heißt das Projekt. Wir haben dazu verschiedene Programme, wo wir dann den Fokus auf Bildung setzen, also Bildungschancen verbessern. Zum Beispiel migrantische Eltern noch mal über das Schulsystem zu informieren und fortbilden, ausbilden zulassen, die dann gleichzeitig an andere Eltern mit internationaler Familiengeschichte ihr Wissen weitergeben.
Und natürlich machen wir auch viel Aufklärungsarbeit, eben gegen Rassismus, gegen verschiedenste Diskriminierungsformen und natürlich auch gegen Antisemitismus, was leider ja auch fortschreitend ist und was ich auch sehr beunruhigend finde. Hier haben wir internationale Wochen den Rassismus. Jetzt in ein paar Monaten anstehend ist auch die Interkulturelle Woche, wo wir ganz verschiedene Programme mit bekannten Organisationen, mit der Zivilgesellschaft, mit religiösen Institutionen machen.
Und vielleicht zuletzt noch die arbeitsmarktbezogene Förderung, da ist natürlich noch mal zu nennen, dass wir jetzt, das freut mich als Integrationsbeauftragte vor allem, dort einen Integrations- und Teilhabebericht erstellen. Ich bin ein Fan von so einem Bericht, dass wir noch mal die ganze integrative Arbeit, die wir in der Stadt haben, also das heißt das, was wir tun, das, was aber auch Wohlfahrtsverbände tun, auch religiöse Vereine, Zivilgesellschaft, dass wir das noch mal bündeln und noch mal im Bericht sichtbar machen. Das heißt möglichst lesbar und, dass man etwas Handfestes zum Nachlesen hat und, dass wir uns auch noch mal klarwerden, was wir eigentlich alles so tun. Möglichst dann auch in so einen Integrations- und Teilhabebericht viele Erfolgsgeschichten reinzubringen.
Was können wir denn als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch jede Bürgerin und jeder Bürger tun, um Vielfalt zu fördern?
Es gibt unglaublich viele Ideen und auch Konzepte, wie wir auch Vielfalt und Integration fördern. Und ich muss sagen, als Integrationsbeauftragte bin der Meinung, wir müssen jetzt gerade besonders wachsam sein und auch sozial engagiert sein. Wir müssen weiter dafür sorgen, dass wir überhaupt ein Klima haben, in dem wir Vielfalt auch wertschätzen, Weil wir wissen es ja, es greift gerade so ein Rechtsdruck um sich. Also in Europa, in Deutschland, macht sicherlich auch in Krefeld hier nicht halt. Jeder merkt irgendwie eine Demokratiemüdigkeit oder Feindlichkeit. Und ich finde gerade wir als Arbeitnehmer*innen, als Kolleg*innen in unserer Arbeitswelt oder auch wenn wir rausgehen in Krefeld, unsere Freizeit in Vereinen.
Dort müssen wir neben der Förderung schauen, dass wir Vielfalt weiterhin auch wertschätzen. Denn diese Menschen, die rechtes Gedankengut haben, die gehen gegen jeden vor. Als Individuen haben wir Vielfalt in uns. Es fängt schon mit regionalen Dialekten an, verschiedenen Lebenseinstellungen, Religiosität oder nicht Religiosität, erfüllt vieles, was wir in uns tragen. Und deswegen finde ich das oberste Gebot ist jetzt, neben der gezielten Förderung, dass wir es schaffen weiterhin in unserer Gesellschaft Vielfalt auch gut aufrechtzuerhalten und es als ein sehr hohes gemeinsames Gut zu verstehen. Sie erleben es ja wahrscheinlich jetzt auch so, dass über Migration und Integration auch viel negativ gesprochen. Ich würde es wirklich sehr begrüßen, wenn wir alle gemeinsam, jeder in seinen Aufgaben, in seinen Tätigkeiten, beruflich wie privat, auch aktiv, positiv darüber spricht. Also dem auch entgegen hält, also auch irgendwelchen populistischen Annahmen, dass man sagt Migration gehörte immer dazu, zu unserer Gesellschaft. Und das hat uns bereichert und das ist ja in Deutschland genauso und so leben wir einfach Deutschland. Wir sind ja auch wirtschaftlich gesehen Exportweltmeister und wir müssen irgendwo die Dankbarkeit auch haben, dass so viele internationale Menschen zu uns kommen und die auch arbeiten und ja unser Leben auch bereichern.
Daran anknüpfend, welche Herausforderungen begegnen der Stadt Krefeld in Bezug auf das Thema Vielfalt, auch für uns als Arbeitgeberin vor allem?
Ja, das ist eine gute Frage. Es ist halt so, dass ja bekannt ist, Stadt Krefeld ist auch als Seidenweberstadt immer international aufgestellt gewesen. Da zeigen wir auch mit Partnerstädten, mit internationalen Festen eine Weltoffenheit, das finde ich toll. Die Herausforderung ist jetzt aber, wie auch in anderen Städten, die diese interkulturelle Öffnung haben, dass es uns noch mehr gelingt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit internationaler Familiengeschichte auch für die Stadt Krefeld zu gewinnen. Klar zu machen, dass die Stadt eine sehr attraktive Arbeitgeberin ist.
Auch, weil proportional gesehen, Krefeld sehr viel Zuwanderung hat. Die man nach wie vor, noch nicht, eins zu eins in dieser Umsetzung hier in der Stadtverwaltung widergespiegelt sieht. Wir sind auf einem guten Weg, aber ich glaube, ähnlich wie in anderen Städten kann man da noch was tun. Also das wäre für mich eine der Herausforderungen. Die bunte Vielfalt draußen in der Stadt sozusagen auch noch mal in die Stadt zu bekommen. Aber da bin ich sehr zuversichtlich.
Was sind denn für Sie bisher besondere Momente gewesen oder auch Erfolge?
Ich erlebe den Alltag als Integrationsbeauftragte unglaublich abwechslungsreich. Es gibt unglaublich viele Begegnungen und Menschen, die einen auch bereichern. Man lernt immer wieder was dazu. Selbst, wenn ich jetzt an einem Themenabend teilnehme und ich denke, ich kenne mich jetzt mit dem Thema XY aus, gehe ich immer raus und habe daraus noch mal wieder was Neues gelernt. Das sind so diese kleinen Momente im Alltag.
Ein Erfolg, oder wo ich mich sehr freue ist, wenn wir zum Beispiel zugewanderten Eltern wertschätzend Zertifikate verleihen. Ich habe mich zum Beispiel sehr stark eingesetzt für ein Programm, das heißt Eltern mischen mit. Das gibt es von unserem Kooperationspartner Elternnetzwerk NRW. Und da haben wir es geschafft, dieses Projekt sozusagen zu verstetigen, sodass es jetzt nicht mehr ein Projekt ist, sondern fortlaufend finanziert wird. Hier bekommen zugewanderte Eltern eine tolle Fortbildung, wie sie in der Schule mitmachen können. Als Eltern, also mitreden können und die eigenen Kinder in der Schule unterstützen können oder dieses Wissen weitergeben an andere Eltern. Das sind so tolle Momente, weil man dann sieht, wie sie sich auch entwickeln, wie sie Freude haben, auch Wissen weiterzugeben. Also das sind sehr schöne emotionale Momente dann auch solche Feierlichkeiten.
Daran aufbauend: Welche Vision haben, sie denn speziell für das Thema Vielfalt und Integration bei uns?
Das sind zwei Punkte. Die Integration und Migration hat Herausforderungen und es gibt auch klar negative Aspekte, weil es einfach mit Menschen zu tun hat. Es gibt ganz verschiedene Menschen, man kann es nicht pauschalisieren. Der Punkt ist, dass man dann aber mehr Integration, Migration als eine Chance, als eine Ressource, für unsere Stadtentwicklung sieht. Und meine Vision wäre, dass wir auch anfangen, die Geschichten dahinter sichtbarer zu machen. Dass es uns besser und bürgernäher gelingt, den Menschen verständlicher zu machen, wie die Prozesse hinter dem Ankommen und der Integration sind. Das sind ja oft sehr komplexe Prozesse. Und dabei auch die zugewanderten Menschen und ihre Erfolgsgeschichten für diese Stadt präsenter und greifbarer zu machen. Dies anders zu kommunizieren und, dass es nicht trocken rüberkommt, sondern lebendig. Ich glaube, das schafft man am besten, indem man halt auch anfängt, Geschichten zu erzählen. Oder Menschen auch zulässt, dass sie ihre Geschichten erzählen, wie sie hier angekommen sind, wie sie sich hier eingebracht haben in Krefeld.
Der andere Punkt ist in Zusammenhang mit Vielfalt und das hat natürlich auch einen traurigen Hintergrund. Gesellschaftlich gesehen gibt es eine Zunahme an Antisemitismus. Ich finde, es muss uns noch besser und stärker gelingen, wenn wir über Vielfalt sprechen, dass das jüdische Leben und jüdische Geschichte, die schon immer sehr wichtig am Niederrhein und in Deutschland war, wertschätzend behandelt wird. Dass, wenn wir über Vielfalt sprechen, also auch über das jüdische Leben der Bürger*innen hier in Krefeld, klar zu machen, das ist ein selbstverständlicher, sehr wichtiger Aspekt unseres Lebens. Sodass die jüdischen Bürger*innen wieder ein Sicherheitsgefühl bekommen. Ich würde mir wünschen als Vision, dass das jüdische Leben selbstverständlich Teil unserer Vielfalt, auch hier in Krefeld, ist. Neben allen anderen Communities. Aufgrund der Verbrechen des Nationalsozialismus und Holocaust tragen wir alle als Gesellschaft und damit auch als Stadt eine historische Verantwortung.
Nun noch einmal abschließend: Wie gestalten Sie Krefeld liebens- und lebenswert?
Ich denke mit viel persönlichem Einsatz, da bin ich ja nicht allein. Also alle unsere Kolleginnen und Kollegen, irgendwie Keiner lässt jetzt den Stift einfach fallen. Man versucht sich immer einzusetzen, weil man motiviert ist von der Sache. Auch viel zuhören. Und ich habe auch gelernt, dass oft der Humor nicht zu unterschätzen ist. Wenn man Momente der Frustration hat oder etwas gelingt nicht so schnell, wie man es haben möchte oder auch Bürger*innen erzählen einem manchmal auch wirklich tragische Geschichten oder es gibt Momente der Verunsicherung. Dann hilft es immer mal wieder, wenn man gemeinsam natürlich zuhört, aber miteinander manchmal auch lacht. Der Humor ist sehr wichtig, der sollte nicht zu kurz kommen.
Sehr schön, damit wären wir auch am Ende der Fragen angekommen. Lieben Dank.
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