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Stadtverwaltung will Obdachlosen - unterkunft für Frauen einrichten

Veröffentlicht am: 11.03.2024

Sie stellten gemeinsam das Projekt "Obdach für Frauen" vor (v. l.): Sozialdezernentin Sabine Lauxen, Oberbürgermeister Frank Meyer, Martina Eckers (SkF) sowie Martina Bergmann (Gleichstellungsstelle der Stadt Krefeld). Im Hintergrund sind im Schaukasten einige der Bilder der Künstlerin Mauga Houba-Hausherr zum Weltfrauentag zu sehen. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Sie stellten gemeinsam das Projekt "Obdach für Frauen" vor (v. l.): Sozialdezernentin Sabine Lauxen, Oberbürgermeister Frank Meyer, Martina Eckers (SkF) sowie Martina Bergmann (Gleichstellungsstelle der Stadt Krefeld). Im Hintergrund sind im Schaukasten einige der Bilder der Künstlerin Mauga Houba-Hausherr zum Weltfrauentag zu sehen.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Die Krefelder Stadtverwaltung will eine eigene Obdachlosenunterkunft speziell für Frauen einrichten. Dort sollen Frauen aus Krefeld Schutz finden, die keine eigene Wohnung haben oder auf der Straße leben. „Obdachlosigkeit ist besonders für Frauen eine Herausforderung. Das Leben auf der Straße ist mit Gefahren verbunden, die Frauen geraten nicht selten in Abhängigkeitsverhältnisse zu Männern. Mit unserem neuen Ansatz bieten wir einen geschützten Raum", sagt Oberbürgermeister Frank Meyer. In einer Pressekonferenz am Weltfrauentag, 8. März, gemeinsam mit Sozialdezernentin Sabine Lauxen, Martina Bergmann von der städtischen Gleichstellungsstelle und Martina Eckers vom Sozialdienst katholischer Frauen hat der Oberbürgermeister die Konzeption und die weitere Planung vorgestellt. Die neue Unterkunft wird sich in Innenstadtnähe befinden, eine Immobilie ist mithilfe der Wohnstätte Krefeld bereits gefunden und soll in Kürze vorbereitet werden. Der genaue Standort wird mit Rücksicht auf den besonderen Schutzbedarf für die Frauen nicht öffentlich gemacht.

Sabine Lauxen: „Müssen Angebot schaffen, in dem sich Frauen sicher fühlen"

In einer Vorlage für den nächsten Ausschuss SAGIS (Soziales, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Inklusion, Senioren und Integration) stellt die Verwaltung den gegenwärtigen Stand dar. In Krefeld leben derzeit demnach zwischen 300 bis 400 wohnungslose Menschen, von denen ein Großteil im öffentlichen Raum übernachtet. Davon sind rund 30 Prozent Frauen. Obdachlos sind laut Definition Menschen, die über keinen festen Wohnsitz verfügen und im öffentlichen Raum, im Freien oder in Notunterkünften übernachten. Gemäß dem Ordnungsbehördengesetz des Landes Nordrhein-Westfalen (OGB NRW) besteht für obdachlose Menschen ein Anspruch, menschenwürdig untergebracht zu werden. Dieser Pflicht ist die Stadt Krefeld mit der Notschlafstelle an der Feldstraße nachgekommen. Im Obdach Feldstraße gibt es für diese Gruppe derzeit rund 90 Plätze. Dazu gibt es Angebote für Tages- und Nachtunterkünfte von freien Trägern wie Diakonie, Caritas und Emmaus. Alle Träger richten ihr Angebot aktuell geschlechtsunabhängig aus.

Zwar gibt es auch in der Obdachlosenunterkunft an der Feldstraße einen Bereich, der nur für Frauen vorgesehen ist. Dieses Angebot werde aber von vielen Frauen nicht angenommen, wie Sabine Lauxen erläuterte. Sie macht deutlich, dass obdachlose Frauen oftmals im Straßenbild weniger auffielen. Die Frauen blieben aus Scham oder Angst oft versteckt. Die meisten Frauen ziehen es demnach vor, bei Männern zu übernachten, gehen damit aber hohe Risiken ein. „Sie machen nicht selten schlimme Erfahrungen mit Prostitution und Vergewaltigungen. Wir müssen den Frauen ein Angebot unterbreiten, in dem sie sich sicher fühlen. Das erreichen wir am besten mit einer eigenen Unterkunft, in der auch nur Frauen arbeiten", sagt Sabine Lauxen. „Ziel ist es, bei den obdachlosen Frauen Vertrauen zu erlangen, sie von der Straße zu holen und wieder an ein normales Leben und Wohnumfeld heranzuführen."

Oberbürgermeister Frank Meyer: „Freue mich über politischen Rückhalt"

Im Jahr 2021 ist die Unterbringung von obdachlosen Menschen in Krefeld neu konzipiert worden. Das „Obdach Krefeld" ist ein dreistufiges Modell mit dem Ziel, obdachlose Menschen in den ersten Wohnungsmarkt zu integrieren. Die Notschlafstelle wird dazu erweitert und saniert. Sowohl Verwaltung als auch Politik sahen es in diesem Kontext als notwendig an, dass es eine separate Unterbringung für Frauen geben muss. „Ich freue mich über den politischen Rückhalt, den wir für unsere Frauenunterkunft haben", sagt Oberbürgermeister Frank Meyer. Im Haushalt sind rund 500.000 Euro pro Jahr für dieses Projekt vorgesehen. Als Betreiber der Frauenunterkunft wird der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) vorgeschlagen. Er betreibt in Krefeld auch das Frauenhaus und sucht nun Mitarbeiterinnen für das Team in der Frauenunterkunft. „Wir freuen uns über das Vertrauen in unsere Arbeit. Wir wollen mit einem niedrigschwelligen Angebot starten und dieses schrittweise ausbauen", sagt SkF-Geschäftsführerin Martina Eckers. Sie hat zuletzt die Frauenunterkunft des SkF in Köln besucht und sich dort viele Anregungen geholt.

Die neue Unterkunft bietet den Frauen viele Möglichkeiten

Zunächst ist in Krefeld in der entsprechenden Immobilie eine innenstadtnahe Notschlafstelle mit Tagesaufenthalt geplant. Angenommen wird ein perspektivischer Bedarf von 20 Plätzen. Im ersten Obergeschoss der Immobilie werden in drei Zimmern insgesamt sechs Notunterkunftsplätze zur Verfügung gestellt. Außerdem werden in der Immobilie mehrere Plätze für langfristiges Wohnen eingerichtet. Auch der Außenbereich des Gebäudes kann genutzt werden. In der Unterkunft wird es neben der Aufnahme auch um die Beratung und Betreuung gehen, um medizinische und psychologische Unterstützung. Für jede Bewohnerin wird ein individueller Hilfeplan erstellt. „Die Frauen erhalten Gelegenheit zum Duschen und Waschen ihrer Wäsche. In der Küche können sie sich Mahlzeiten kochen", sagt Martina Eckers.

Die städtische Gleichstellungsstelle begrüßt das Projekt Frauen-Obdach auch. „Wir bieten Beratung für Frauen an, merken aber, dass wir die Zielgruppe der weiblichen Obdachlosen kaum erreichen", sagt Martina Bergmann, stellvertretende Leiterin der Gleichstellungsstelle. „Die Frauenunterkunft ist ein sehr sinnvolles Angebot. Es wird Zeit brauchen, bis die obdachlosen Frauen Vertrauen schöpfen. Wir müssen hier langfristig denken."